JULIE/VII

VII

Es gibt eine Photographie von ihr, da ist sie um die Dreißig.
Die gnädige Frau hat sie sicher dazu überredet, zum Photographen zu gehen.
Sie hat ihr dunkles, gewelltes Haar hochgesteckt und trägt eine lange Perlenkette, die ihr Nora geborgt hat.
Um die Schultern schmiegt sich ein durchsichtiger Seidenschal.
Ihre Gesichtszüge sind fein und regelmäßig. Der Schimmer eines leisen Lächelns liegt über dem Bild.
Sie ist sehr schön. Sie sieht aus wie eine von ihnen.

Nora ruft: Beeile dich. wir gehen zum Heurigen. Wir haben eine Überraschung für dich.


Gabriele Pflug

4 Kommentare:

  1. du zeichnest ein so feines frauenporträt mit deiner "julie" - und was ich besonders daran mag ist die verwebung des damals mit heute. ganz wunderbar!
    deine diana

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  2. danke, dass du mitliest und worte für sie findest!

    deine gabriele

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  3. Wer ist der Mensch, von dem man nur noch ein Photo (vielleicht auch noch Briefe, im besten Falle: Tagebücher) hat? Wer ist dieser Mensch wirklich? - Du entwirfst hier eine Situation, die die Entstehung der Photographie reflektiert, das finde ich total spannend.

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    1. ...sich einem menschen annähern, finde ich immer eine aufregende sache.
      ich glaube, dabei suche ich auch immer ein stück von mir!

      gabriele

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