schreibübung wald


 sein seufzen entfacht leben über die weiten. das wurzelblut beginnt zu wallen. er wird eins mit dem stein. leichtfüßig tanzt er an kanten und über die berge steigt er beharrlich. moos und schatten wohnen in seinen senken.
hätte er das gedicht nicht geboren, würde die erde sich in mondnächten nur mit einem flügel erheben.
nachts taut über den kronen die dunkelheit und stimmen erglühen. faunfarniges fauchen, wispernde käuzchen, raunende rinden.
die eingeritzten runen der liebe sind verwachsen.
der baum legt den geist in seine adern. seine seele schlägt in jeder faser.
der schlaflose spürt nachts das pochen seines herzes in den dielen, in der maserung des tisches, auf dem ein blatt papier wartet.
indes er den bleistift an sein ohr hält, grünt der erste buchstabe.
später, im erlösenden traum, rauscht das waldwort: kindheit, flüstert es, kindheit.


© G.P. 2016