Auf Reisen

Jeder Tag eine Abreise
manchmal auch nachts
ein atemloser Aufbruch
in Helleres

Bleiben hieße
hinter die Stunden zu schauen
in der Gewissheit
den gleichbleibenden Dingen
nicht standhalten zu können

Auf dem Weg
werden die Gesichter der Reisenden
ein vorbeihuschender Aufenthaltsort
eine ständige Bewegung
von Licht und Schatten

Später in den Ankunftshallen
eine Unmenge von Wörtern

schmale Bändchen oder Romane
so vieler Leben

© G.P. 2016 

4 Kommentare:

  1. Das Reisen vermisse ich so sehr!
    Als ich dieses Gedicht las, fühlte ich mich so was von angesprochen!!!

    Vor allem die zweite Strophe trifft sehr auf mich zu. Die Angst vor dem Stehenbleiben oder gar vor dem Zurückbleiben treibt mich immer wieder an, auch wenn ein solches Motiv manchmal eher Richtung Flucht deutet und nicht nur auf "Neues entdecken wollen"

    Aber auch die nächste Strophe ist sehr aussagekräftig. Der Leser schaut kurz in die Gesichter der Mitreisenden - und sieht all diese Leben ...

    Endlich kommt man an
    an seinem Ziel oder
    an seinem vermeintlichen Ziel

    - und was ist?
    keine Ruhe, kein reines Glück,
    nicht unbedingt die Erfüllung,
    die man sich erhofft hatte

    Nein - laut ist es
    "in den Ankunftshallen"
    "eine Unmenge von Wörtern"

    Die letzten beiden Zeilen würde ich lieber weglassen.

    Ein geniales Gedicht,
    das mich als "Vagabunden" besonders anspricht.

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  2. oh, solch ein ausführlicher kommentar!
    danke dafür! du wirst sicher nie stehen bleiben-denn du schreibst tolle gedichte und machst auch andere, interessante projekte!
    liebe grüße
    gabriele

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  3. ja, ganz stark.
    es kommt diese unrastige stimmung rüber, dieses: und wenn wir angekommen sind - dann müssen wir gleich wieder weiter. und verirren uns an bahnhöfen, zwischen menschen und worten.
    sehr schön.

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