herbst


auf dem küchentisch liegengebliebene
reiskörner, ihre blässe
lässt dich an den kommenden winter denken
an den tod, der durch die bäume streift
für unbestimmte zeit
bleibt der pass in deinem besitz

auf den feldern der geruch von rehen 
ihre abgehetzten laute
zitternde luft zwischen den halmen

du isst knoblauch
doch der teufel steckt fest
müde magst du nicht mehr
nachdenken über abgründe
das glück kann sich erträumen
wer daran glaubt, versprechen rezepte
ohne rücksicht auf wirklichkeiten

die schatten in den ecken
singen mit dünnen stimmen
du hörst sie auch, wenn sie schweigen

der pförtner der dunkelheit heißt herbst
noch ist nicht aller tage abend
viel grau und grobes licht auf dem flur

wann hast du das letzte mal geträumt?


Gabriele Pflug

4 Kommentare:

  1. Liebe Gabriele, ich versuche in die Seele dieses Gedichtes zu blicken - lese es immer wieder. Es bleibt geheimnisvoll, lässt mich etwas erfrieren. ... und es liegt bestimmt nicht an der Jahreszeit. Doch es ist ein wunderbares Gedicht - die Frage beschäftigt auch mich.
    Alles Liebe,
    Michael

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  2. Wunderbar eingefangen hast Du die Klangfarbe des Lebensherbstes! Deine zarten Bildgewebe klingen noch lange in mir nach.

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  3. wow, liebe gabriele, das ist wahrlich ein starkes und zugleich zart gesponnenes herbstgedicht. chapeau :)
    deine diana

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    1. vielen lieben dank für eure wunderbaren kommentare!

      herzlichst
      gabriele

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